Ein
weisser Strich an der Berliner Mauer
Entstehung des Vorhabens
Im Spätsommer
1986 hatte der seit Anfang 1985 in Westberlin lebende,aus Weimar stammende
Jürgen Onißeit die Idee, die Westseite der Berliner Mauer rundherum
mit einem weißen Strich zu versehen. Als bildender Künstler
hatte er im Kreuzberger Künstlerhaus Bethanien Zugang
zu Arbeitsräumen mit verschiedenen Druckmaschinen und lernte dort
andere
Westberliner Künstler kennen.
In den mittleren 80er Jahren war die Berliner Mauer besonders im von der
Sprayer-Kultur ( Graffiti, Verbalbotschaften) und Hauswandmalerei
geprägten Kteuzberg 36 zu einer Art Staffelei künstlerischer
und politischer Äußerungen in Form von Bildern und Sprüchen
geworden. So schreibt der Musiker Alexander Hacke: „Vom Fenster seines
Zimmers im Rauch-Haus schaute er (der Streetart-Künstler Thierry Noir...d.Verf.)
direkt auf die Mauer, die zu diesem Zeitpunkt(1982/83...d.Verf.) ausschließlich
mit politischen Parolen beschriftet war. Eines Nachts, im April 1984, hatte
er die im Nachhinein historische Eingebung, die deprimierende Zonengrenze
mit bunten großflächigen Malereien zu dekorieren und er machte
sich augenblicklich mit Pinsel, Farbeimer und einer Baulampe bewaffnet
ans Werk. Ein weiterer französischer Künstler, Christophe Bouchet,
der ebenfalls im Rauch-Haus wohnte, beteiligte sich gleich am nächsten
Tag an Thierrys Arbeit und in kürzester Zeit hatten die beiden mehr
als einen Kilometer der Kreuzberger Mauer am Bethanien grundiert und zu
bemalen begonnen. Natürlich dauerte s nicht lange, bis auch Kiddy
und ich bei dem Spaß mitmachten.“ (Alexander Hacke, „Krach“ S.82)
Eimige von ihnen bemalten seit geraumer
Zeit die Berliner Mauer
Jürgen Onißeit hatte
vor Monaten zusammen mit seinem Bruder selbst die Mauer mit einem Bild
vershen, doch nun störten ihn die Mauermalereien. Seine Absicht war
es, den Konsens, der bei diesen Künstlern über die kreative
Nutzung der Berliner Mauer bestand, infragezustellen und letztlich zu negieren.
Dabei war das künstlerexzentrisch motivierte Provozieren seiner
Kollegen aus dem Bethanien einer seiner primären Beweggründe
für sein Vorhaben.
Das Künstlerhuas Bethanien
befand sich in Kreuzberg direkt an der Berliner Mauer und war nur durch
einen Weg von dieser getrennt.
Für die demonstrative Zerstörung
der Mauerkunst seiner Kollegen schien daher der ideale Startpunkt der Aktion
des weissen Strichs der Mauerbereich vor dem Bethanien zu sein, weil sich
dort auch zahlreiche der Malereien der Bethanienkünstler
befanden und sich von dort aus nach beiden Richtungen der Mauer ausdehnten.
Ein zweiter, mit dem ersten verbundener
Beweggrund für den weißen Strich bestand darin, die städtischen
Lebensraum-Grenzen Westberlins durch einen
beabsichtigten weissen Grenz-Strich
zu verdeutlichen. Grenz-Strich sollte er nicht im Sinne der exakten, von
den vier Siegermächten des 2.Weltkrieges festgelegten deutschen Westberliner
Teilungs-Grenze sein. Vielmehr sollte er jene dem Westberliner Einwohner
durch den Berliner Mauerbau verordnete reale physische Grenze deutlich
markieren, weil diese Grenze durch die Virtualisierung der Mauer durch
Bilder-und Botschaften nach Jürgen Onißeits Anuffassung undeutlich
geworden war.
Die Matkierung der Grenze würde
deshalb mit einem Durchstreichen der Mauermalereien einhergehen und
im Bewußtsein des Betrachters eine Art Re-Realiserung der Funktion
der Mauer bewirken, die durch die zahlreichen Bebilderungen de-realsiert
worden war.
Wenn Jürgen Onißeit später
in seiner an die Berliner Mauer geschriebene Aktionerklärung von Berlin
spricht ("Berlin" bezeichnete für Westberliner damals Westberlin,
wohingegen der Ostteil Berlins für Westberliner Ostberlin hieß),
das von der Mauer als eine Art "Ghettowall" umgeben ist, so besteht
die Bedeutung des Begriffs "Ghettowall" hier kaum in einer politischen
Ghettoisierung, wie sie zum Beispiel im Begriff des Warschauer Ghettos
inharänt ist. Jürgen Onißeit
hatte als Punk mit dieser Ghettometapher eher die mit Graffitis und Sprüchen
besprühten Wohnghettos der Trabantenstädte im Focus als eine
traditionell politische Metapher. Berlin war für ihn dieses
ummauerte Wohnghetto, in welchem
sich Teile seiner Bewohner durch Graffiti, Text und Malerei in eine zwar
nicht positive, aber wenigstens ambivalente Beziehung zu der
beengenden Situation manövrieren.
Nachdem die Idee zu dieser Strich-Aktion
geboren war unterbreite Jürgen Onißeit sie, um Teilnehmer dafür
zu gewinnen, in der Folgezeit seinen Freunden und Bekannten, von
denen ein Teil sie mit der gleichen Absicht wiederum ihren Freunden
mitteilte.
Mitmachen konnte jeder, egal welcher
Herkunft, denn es ging bei diesem Zeit und material-intensiven Vorhaben
darum, daß möglichst viele Personen
sich an der Aktion beteiligten.
Ob er sich als Künstler verstand oder nicht, in West- oder Ostdeutschland
aufgewachsen oder ob er überhaupt Deutscher war hatte bei der Erwägung
über potenzielle Mitmacher keine Bedeutung.
Am Ende fanden sich neben Initiator
Jürgen Onißeit 4 weitere Teilnehmer.
Personen aus Onißeits unmittelbarem
Umfeld, zu dem insgesamt etwa 15-20 Personen gehörten. Lutz Heyler
(Ex-Ostberlin), Knut Angermann (Ex-Kassel), Klaus Bach (Ex-Bayern), Volker
Otto (Ex-Weimar), Grit Ferber (Ex-Weimar), Alwin Derfuß (Ex-Nürnberg),
Pia Lazarewski (Ex-Kassel), Jan-Georg Fischer (Ex-Weimar) waren
neben den späteren Mauerstrich-Malern einige der Freunde Onißeits
aus dieser Zeit, von denen einiger wiederum selbst miteinander befreundet
waren oder sich kannten.
Daß sich mit Onißeits
Bruder Thomas sowie seinen Freunden Frank Schuster, Wolfram Hasch und Frank
Willmann vier ehemalige Weimarer zur
Teinahme an der Aktion fanden lag
weder daran, daß sie alle aus der DDR und zudem aus der gleichen
Stadt ( Weimar ) kamen noch daß sie angeblich eine Künstlergruppe
bildeten, wie Frank Willmann später öffentlich behauptete.
Ein wesentlicher Grund ihrer Teilnahme
war neben dem geistigen Einfluß, den Jürgen Onißeit zu
dieser Zeit neben einigen anderen auch auf diese vier
Leute hatte die Tatsache, daß
alle als Schüler der "Schule für Erwachsenenbildung" in dem anvisierten
Aktionszeitraum Herbst-Ferien
und zudem durch
die Bafög-Zschüsse für ehemealige DDR-Bürger auch noch
die nötigen monetären Mittel zum Kauf der reichlich benötigten
weißen Farbe besaßen.
Die anderen der angesprochenen Teilnehmer
hatten entweder diese Mittel oder die Zeit nicht oder aber waren von der
Idee zu wenig angetan, daß der erforderliche hohe persönliche
Einsatz damit nicht ausreichend zu motivieren war. Hinzu kam auch ein gewisses
Risiko bezüglich möglicher Zwischenfälle mit den Grenzposten
der DDR, welche anders als bei aus der optischen Mauer-Deckung operierenden,
und nur eine vergleichsweise kleine Mauerfläche bemalenden, zudem
auch viel kürzeren Aktivitätszeiten bei dieser zu erwarten war.
Sie würde mindestens zwei Wochen dauern, mußte, da die gesamte
Mauer bemalt werden sollteauch Mauer-Strecken passieren, die den Grenzposten
von ihren Wachtürmen nach Westberlin einsehbar waren und bot diesen
zudem Zugriffsmöglichkeiten an potenziell jedem Punkt der Mauer, da
die Malaktion an der gesamten Länge der Mauer stattfinden würde.
Am Ende hatten sich inklusive des
Initiators fünf Teilnehmer gefunden, deren Biographien eine Heterogenität
aufwiesen, die von den Medien 1986 und vor allem 2010 dann ideal für
eine Mythenbildung verarbeitet werden konnte. Alle fünf kamen aus
Weimar und hatten dort Anfang der 80er Jahre in einer etwa 150 Personen
umfassenden boheme-ähnlichen Subkultur verbracht, durch die sie sich
kannten. Drei von ihren (die Brüder Onißeits und Hasch) waren
in der DDR aus jeweils unterschiedlichen Gründen politisch inhaftiert
worden. In Westberlin hatten sie innerhalb eines oben erwähnten grösseren
Personenkreises Kontakt, davon einige miteindander sogar intensiven. Eine
Künstlergruppe bildeten sie, wie kolportiert, jedoch nicht.
Bedauerlich ist, daß bei der
Gewinnung möglicher Teilnehmer keine öffentlichen Aufrufe an
diversen Orten ausgehängt wurden. Durch solche zur Teilnahme einladenden
Bekanntmachungen hätte sich die Teilnehmerzahl erhöhen
können. Angesichts des inzwischen bekannten Ausmaßes der
Staatssicherheits-Infiltration des Westberliner öffentlichen Lebens
war es letztlich aber wohl doch besser, daß diese Möglichkeit
nicht wahrgenommen wurde.
Vorbereitungen
Die Vorbereitungen zur Aktion waren
geprägt durch zwei Merkmale. Zum einen war sie zwar als im weitesten
Sinne Kunst-Aktion gedacht insofern der Strich als symbolisch-abstraktes
Zeichen auftreten würdev und sich die Protagonisten als freie küsntlerisch
tätige Personen verstanden , aber
aufgrund der spontaneistichen Einstellung
der Teilnehmer war man von einer künstlerischen Aktionen kennzeichnenden
Logistik weit entfernt. Weder wurden Besonderheiten einiger Mauerbereiche
( in Kreuzberg war es das an die Mauer grenzende Betriebgelände des
Springer-Verlages, welches den Zugang zur Mauer verwehrte) noch die Realität
der kleinen, den Ostberliner Soldaten Zugang zur Westseite der Mauer verschaffenden
Türchen oder andere Grenzposten-Zugriffsmöglichkeiten erörtert.
Auch der Umgang mit eventuell auftretenden Medien wurde nicht thematsiert
noch der mit möglichen heftigen Provokationen von Passanten oder
wütendem Widerstand von Malern, deren Bilder durchgestrichen wurden.
Als später bei der Aktion eine Fotografin hinzusteieß, ließ
man sie unbekümmert auch Fotos ohne die meistenteils verwendete Gesichtstarnung
machen, ohne auch nur daran zu denken, sie könnte vom Ministerium
für Staatssicherheit geschickt sein.
Neben aktions-untypischen Mangel-Logistik
kam noch hinzu, daß langezeit unklar blieb, wieviele Personen tatsächlich
daran teilnehmen würden, sodaß bestimmte Entscheidungen zunächst
offenbeleiben mußten, etwa diejenige darüber, ob man die Berliner
Mauer ganz weiß anmalt, um sie als Grenze Westberlins noch deutlicher
zu machen. Als sich aber die Teilnehmerzahl dann als höchstwahrscheinlich
im einstelligen Bereich bleibende heraustellte ließ man von dieser
Idee ab. Farbmaterial und zeitlicher Malaufwand beim Weißen der gesamten
Berliner Mauer waren von fünf Personen nicht zu bewältigen. Nicht
mit der freien Zeit und den finanziellen Mitteln, die ihnen zur Verfügung
standen.
Ein weitere Absicht der Malaktion
sollte sein, sich am Ende eines Aktionstages nicht nach Hause zu begeben,
sondern um der Totalität des Erlebens und auch der der Erfahrung dieser
Grenze und seiner Umgebung willen während der gesamten Aktion in der
Nähe der Mauer zu übernachten.
Dazu bedurfte es kaum Vorbereitungen
außer das Bereitstellen von Zelten, wohingegen die beabsichtigte
Gesichtstarnung tatsächlich eine intensivere Vorbereitung erforderte.
Die Grenzposten sollten unter keinen Umständen Fotos von den Gesichtern
der Mauermaler machen können, denn dann war im Falle durch diese Fotos
ermöglichter Personenidentifizierung ein Verbot der Nutzung der Transitstrecke,
die von Westberlin durch die DDR in die Bundesrepublik führte
zu befürchten. Zu Reisen außerhalb Westberlins wäre dann
nur noch das damals vergleichsweise teure Flugzeug als Transportmittel
infrage gekommen, Also entschlossen sich die Maler zur Maskierung des Gesichts.
Die in Apotheken erwerbbaren Gipsbindenrollen wurden in die Gesichtsbreite
bedeckende Streifen geschnitten, in wasser getränkt und anschließend
auf das Gesicht gelegt. Nachdem sie nach ein paar Minuten getrocknete waren
konnte amn sie abnehmen und hatte einen markanten Gesichtsabdruck der Person.
Zu markant, wie die Strichmaler fanden, denn eine solche Maskierung mit
der eigenen Gesichtsform konnte den DDR-Grenzposten und der Stattssicherheit
möglicherwise genug Anhaltspunkte liefern, um die Identität der
Person herauszubekommen. So entschloß man sich, die Maske noch
mit zusätzlich angerührten Gipsmassen zu überformen,
sodaß am Ende eine teils horroresk, teils clownesk anmutendes Maskenantlitz
dabei herauskam, (dessen Erscheinungsbild von Grenzposten und MfS später
als "Fratzen des Bösen" und antisozialistisch aggressiv interpretiert
wurde.)
Zu dem pragmatischen Aspekt dieser
Herstellung gesellte sich der des Spaßes beim situativ phantasieorientierten
Formen der bizarren Masken.
Die Aktion
Am Morgen des 3.November fanden sich
die Strich-Akteure bei den Brüdern Onißeit ein, die zusammen
mit Jürgens Frau Anett und deren Sohn am Mariannenplatz 5, zweihundert
Meter schräg gegenüber vom Künstlerhaus Bethanien wohnten,
von wo aus die Strich-Aktion starten sollte.
Das nötige Utensil (Farbe, Pinsel,
Getränke, Zelte, Schlafsäcke) wurde auf den Wagen gepackt und
die fünf Maler machten sich über die Mariannenplatz-Wiese
auf den Weg Richtung des für den Aktions-Beginn gewählten Zielortes.
Kaum dort angekommen begann Jürgen Onißeit im Beisein der anderen
Beteiligten eine Erklärung zur Aktion an die Mauer zu schreiben. Da
niemand der vier anderen wußte, was J.Onißeit genau schreiben
würde war mit dem Verfolgen seiner Tätigkeit eine gewisse Überraschungserwartung
verbunden, deren Resultat sich mit jedem weiteren geschriebenen Wort in
der Vorstellung zu konkretsieren versuchte. Als Jürgen O. seinen Text
beendet hatte stand da nun über dem
ebenfalls von ihm begonnenen weissen
Strich geschrieben:
Dieser Strich wird als Markierung
des Berliner Raums neu vollzogen, um die Mauer rundherum als Ghettowall
bloßzustellen !
Auf den ersten Blick mutet der Satz
in seiner Ausdrucksweise holprig an, aber bei genauerem Hinsehen ist es
eigentlich nur das vor dem Wort "vollzogen" (gezogen wäre auch etwas
besser ausgedrückt)stehende Wort "neu" , welches der ganzen Erklärung
eine umständliche und sprachlich primitive Erscheinung verleiht, weil
man sich fragt, wie und vor allem warum ein Strich, der sich an dem in
der Erklärung gemeinten Platz (also der Berliner Mauer) bisher noch
gar nicht befindet, neu vollzogen werden soll. Diese Unklarheit läßt
sich in zwei Richungen erklären. Wenn die Betonmauer für
Jürgen Onißeit identisch mit der Grenzlinie gewesen ist, dann
bedeutet ein Strich auf dieser Mauer eine Re-Markierung (Neu-Vollziehung)
dieser Linie, welche durch Graffitis und Malerei unkenntlich gemacht worden
(demarkiert) ist. Die zweite Interpretation: Wenn die fünf Meter vor
der Westmauer befindliche unsichtbare Grenzlinie für ihn zwar die
offizielle Grenze gewesen ist, aber er diese nicht als die reale physische
für die Westberliner Einwohner ansah, denn die physische, also tatsächliche
war für ihn die, welche durch die Berliner Mauer erzwungen wurde,
so bedeutet Neu-Vollziehung/ Re-Markierung des Grenz-Strichs Veränderung
von dessen Position von der fünf Meter vor der Mauer befindlichen,
unsichtbaren und letztlich nur theoretischen Grenze auf die reale materielle
Grenze der Berliner Beton-Mauer.
Das von Jürgen Onißeit
mach dem Schreiben der Erklärung gemachte Polaroidfoto seines Textes
wurde später in einer von den nach der Verhaftung von Wolfram Hasch
übriggebleibenenm 4 Mauermalern gefertigten Dokumentationsbroschüre
veröffentlicht, weil die Erklärung zentrale Bedeutung für
die Dokumentierung hatte.
25 Jahre später wurde es in
dem von Frank Willmann und seiner Frau Anne Hahn produzierten Buch "Der
weisse Strich" nicht veröffentlicht, obwohl es für ein
Medienprodukt, daß en detail auschließlich diese Aktion
zum Gegenstand hat, ein nicht unbedeutendes Dokument ist, daß auch
gegen den Willen eines Teils der Beteiligten veröffentlcht werden
sollte.
Autor Frank Willmann hat sich nicht
nur an der Ausdrucksweise gestört, die -wie oben gezeigt- beim
genaueren Hinsehen weniger"prollig" ist als wie er zur Begründung
seiner Zensur angegeben hat. Offenbar hat ihn auch der Gehalt der Erklärung
selbst gestört, denn aus ihr geht jehne popularisierende Motivlage
des weissen Strichs als ein Erinnerungszeichen an das Unrecht auf der anderen
Seite der Mauer nicht hervor. Eine Motivlage, die bereits 1986 ausschließlich
von den Medien kolportiert und 2010 bei der neuerlichen medialen Thematisierung
wiederholt wurde und am eigentlichen, in der Erklärung vermittelten
Sinn völlig vorbei geht.
Strich zu Strich
Nach Beginn des Stricheziehens stellte
sich schnell eine sehr unkomplizierte Vorgehensweise ein. In Abständen
von fünf bis zehn, manchmal auch mehr als zehn Metern versah
man eine jeweils noch strichfreien Mauernereich mit dem Strich und sobald
man an den Strichstartpunkt des einen seinen Stich angeschlossen und somit
beide Strichteile verbunden hatte, lief man ganz weit vor und suchte sich
einige Meter vor dem aktuellen "Anführer" des Strichs einen eigenen
Startpunkt, war nun also selbst "Anführer" an dessen Startpunkt der
bisherige "Anfüher" seinen Strich schließlich anführen
konnte.
Auf der Strecke vom Mariannenplatz
bis zum Leuschnerdamm gab es keine Passanten Reaktionen . Mit Jürgen
Onißeits Polaroidfotoapparat wurden noch ein paar Fotos gemacht,
Passanten-Kommentare gab es keine, denn zu dieser Morgen-Zeit (zwischen
8.30 und 9.30) schliefen in Kreuzberg viele Menschen noch und
die anderen sind gearde am ausführlichen Frühstücken.
Die Westberliner Polizei informiert
Am Leuschnerdamm ka es dann zu einer
ersten Außen-Reaktion in Form der Westberliner Polizei, die die Maler
darauf hinwies, daß sich in der Mauer kleine Türchen befinden,
durch die die Grenzposten der DDR hindurchschlüpfen können. Im
Falle einer Festnahme sei mit 2 Wochen Untersuchungshaft zu rechnen.
Eine Fotografiestudentin taucht auf
Minuten nach dieser aufschlußreichen
Begegnung mit der Polizei gesellt sich eine weitere Reaktion auf die Strich-Malerei
hinzu. Eine Frau, die Fotografie studiert und, um praktische Erfahrungen
beim Fotografieren zu sammeln, knipsend durch Kreuzberg stöbert, sieht
in der Strich-Aktion
einen guten Grund für
eine Foto-Serie. Nachdem sie mündlich zusagte,
die Bilder nicht öffentlich
zu machen, legt sie sofort los, woraufhin Jürgen Onisseit das ohnehin
seltene Fotografieren einstellt.
Daß nur eine mündlichen
Zusage gewünscht war zeigt, auf welchem Level die Mal-Aktion damals
stattfand. Es handelte sich keinesfalls um eine auf Medialität setzende
oder darauf spekuleiernde Kunstaktion, bei der Honorarvereinbarungen und
Verwertungsrechte irgendeine Rolle spielten.
25 Jahre später hat sich unter
dem starken Tobak der aufgemotzten Historisierung der Strich-Aktion
die Situation geändert. Nicht nur fällt Jürgen Onißeits
Mauererklärung, obwohl sie in ihrer Unbeholfenheit und Entschlossenheit
gerade ein authentisches Dokument des damaligen "Geistes"gewesen ist, aufgrund
ihres kultivierungsuntauglichen Stils unter den Tisch, auch spricht man
nun nur noch von Kunstaktion, bahnbrechendem Kunstwerk, gar Monument (wahlweise
von "in Kunst gekleideter Protest"), von vereinbarten Fotoinutzungsrechten
und manch anderem mehr. Es ist der Anti-Punk schlechthin, die totale Zerstörung
der ursprünglichen Intentionen zugunsten eines kunstheroischen, und
geschichtspädagogischen Bildungsgutdünkens einerseits.
Andererseits können diese allenfalls auf der Ebene der Überlieferung,
also zweiter Natur und nicht in ihrem ursprünglichen Ereignis zerstört
werden
Zitat Der kommende
Aufstand über das Ausbluten der Energie
Kontakt mit der Tageszeitung
"BZ"
Wie sehr diese mediale Kultivierung
dem damaligen "Geist" der Aktion widersprach, zeigt bereits die nächste
Reaktion auf die Tätigkeit der fünf Maler. Sie besteht in dem
Versuch zweier Journalissten von der Berliner Tageszeitung "BZ"("Berliner
Zeitung"), mit ihnen ein Interview zu führen. Mit Ausnahme von Thomas
Onißeit, dessen Mitteilungsbedürfnis seinerzeit erheblich war,
sobald man ihm die von ihm erwünschte Aufmerksamkeit zuteil
werden, lehnten die Strichmaler es ab, den Journalisten Rede und
Antwort zu stehen. Daß nicht bloß, weil es sich um
solche der "BZ" handelte, die bei
freien Geistern ein allenfalls ironisch positives Ansehen hatten, sondern
weil der Kontakt zu Medien gar nicht beabsichtigt gewesen ist. Hinzu kam
bei den Herren von der "BZ" noch, daß bei jenem Verlag arbeiteten,
der den Mauermalern Minuten zuvor noch untersagt hatten, ihr Gelände,
welches direkt an die Berliner Mauer angrenzte, zu betreten. So wenig kooperativ
sie in dieser Hinsicht waren, so sehr waren sie es in der Verfolgung ihrer
eigenen Ziele. Statt die Mauer auf dem Betriebgelände des Axel-Springer-Verlages
zu bemalen entschieden sich die Maler, den Strich auf dem Boden um das
Springergelände zu ziehen, denn die reale physishe Grenze Westberlins
wat hier die durch das Verlagsgelände Springers festgelegte.
Für die
Strichziehung am Boden sollte eine
saftige Geldstrafe fällig werden, wurde aufgrund der späteren
dramatischen Ereignisse aber fallengelassen und gewissermaßen in
Form eines erstklassigen Schlagzeilen-Aufmachers abbezahlt, über den
in diesem Text weiter unten noch berichtet wird.
Westberliner Polizei, Fotografin,
BZ-Jornalisten, die wenigen Reaktionen, die es bisher gegeben hatte waren
allesamt nicht von belangloser Provenienz. Ebensowenig war es die nächste
Reaktion. Beim Übermalen des offiziellen weissen Grenzstrichs, der
sich am Checkpoint Charly direkt auf dem Boden der Straße befand
versuchten DDR-Grenzposten, einen der Mauermaler in den Osten zu ziehen,
was ihnen allerdings mißlang.
Das Problem entstand dadurch, daß
der auf dem Boden befindliche Grenzstrich in kompletter Breite zum DDR-Territorium
gehörte und ein
Übermalen nicht nur als ein
Eindringen auf das Hoheheitsgebiet der DDR angesehen wurde, sondern damit
auch alle Rechte zu einer Festnahme bot.
Nachdem zu den Informationen der
Westberliner Polizei nun dieser Zwischenfall hinzugekommen war wußten
die Mauermaler
spätestens jetzt, daß
im ungünstigen Fall das befürchtete Transitverbot nicht die drastischste
Konsequenz ihrer Mauermal-Tätigkeit sein würde.
Raucherpause. Nach erfolgreicher
Nachzeichnung des offiziellen Grenzstrichs auf dem Strassenboden der Grenzübergangsstelle
Checkpoint Charly gönnen sich der links im Bild befindliche
Linkshänder Willmann (Benson& Hedges) und d die beiden
Rechtshänder T.Onißeit (siehe Pfeil in der Bildmitte)
und Hasch (Schwarze Hand) eine Zigarette.Während des
Strichziehens wurde nicht geraucht,
da die Hände für das Halten von Eimer und Pinsel benötigt
wurden.
#Dieser Zwischenfall hatte sich am
Nachmittag ereignet, die Mauermaler setzten nach einer zunächst kurzen
Pause ihre Tätigkeit nach Passieren des Checkpoint Charly an der Mauer
fort und machten dann auf Höhe Stresemannstraße hinter einem
Sichschutz vor Wachturmspähern gewährenden Bauwagen eine grössere
Pause, bei der gegessn, getrunken
wurde und die Fotografin einige
Fotos machte. Niemand der Maler hatte zu diesem Zeitpunkt die Maske auf.
Keiner zog in Erwägung, daß die Fotografin durchaus hätte
vom MfS geschickt sein können. Dem ostdeutschen Geheimdienst wär
es ein leichtes Gewesen, einen seiner Mitarbeiter auf
die Strichmaler anzusetzen, um deren
Identität herauszubekommen oder gar,
sie auf irgendeine Weise an der
Fortführung ihrer Tätigkeit zu hindern.
Nach Ende der Pause setzten die Maler
in Begleitung der einsetzenden Dämmerung ihre Arbeit Richtung
Potsdamer Platz fort, den sie erreichten,
als es dunkel geworden war.
Sie bauten die Zelte auf, tranken
und redeten und später verabschiedete sich Frank Schuster, da
er diese Nacht wegen eines Termins am frühen Morgen des nächsten
Tages nicht im Zelt verbringen konnte.
Mauer am Potsdamer Platz:
links der Anfang des Metallzaun des an die Mauer angrenzenden Lenne-Dreiecks,
welches auf der Westseite der Mauer zum Territorium Ostberlins gehörte.
(Foto-Copyrigt Stefan Micheel)(
4.11.1986
Am nächsten Morgen
verabschiedete sich auch noch Thomas Onißeit wegen einer Führerscheinstunde
vorübergehend von dcr Gruppe, sodaß sie die Strich-Arbeit zunächst
zu dritt fortführen mußte. Jürgen Onißeit schob nun
den
Wagen und tat dies außerhalb
der zu Ostberlin gehörenden 5 Meter-Zone.
Frank Willmann und Wolfram
Hasch setzten am Potsadmer Platz den Strich fort, bis sie den Metall-Zaun
des Lenne-Dreiecks (verlinken mit Wikipedia)
erreichten. Ein verwilderter Bereich, der auf der Westseite der Mauer noch
zu Ostberlin gehörte. Als sie den Zaun ummalten, kam ihnen ein männlicher
Berliner Bürger entgegen, der verständlicherweise nicht verstand,
daß Leute
einen Metallzaun anmalen
und sein Unverständnis mit den Worten ausdrückte:"Ihr solltet
lieber einer alten Frau das Badezimmer streichen.Ab dem Jahre 2010 dient
dieser von Hasch 2009 während einer Info-Veranstaltung an der Humboldt-Universität
erinnerte Satz als Beweis für die Borniertheit eines Teils der Berliner
Bevölkerung gegenüber der humanistisch- aufklärerischen
Tätigkeit der Strichmaler.
Die Tiergarten-Seite des
Lenne-Dreieck-Zauns, der an ein aus der eigentlichen Mauer herausragendes
Mauer-Stück (links) angrenzen sollte, aber von Westberlinern
geöffnet wurde, damit sie auch im Lennedreieck die Mauer bemalen
konnten. Rechts der waldige Beginn des Tiergartens, davor der Ansatz einer
drei Meter parallel zur Mauer verlaufenden Wegabbiegung, auf der sich .
ca 300 Meter rechts die Festnahme ereignete. Auf dem einstmaligen Spazierpfad,
auf dem Hasch ins Lennedreieck abgeführt wurde befindet sich heute
eine zweispurige, vielbefahrende Straße Durch den Bereich,
der hier offen ist und es auch am 4.11.86 gewesen war wurde Wolfram
Hasch von den 3 Grenzposten, die ihn abgeführt hatten ins Lennedreieck
gebracht. Im Bereich hinter dem freistehenden Balken hatten weitere Grenzposten
auf die Übeerbringung von Hasch gewartet. Von dort aus durchsuchten
und fotografierten sie ihn, während er hinter dem links im Bild sichtbaren
Mauerteil in einem Mauerwinkel stand, welcher sich durch das hier
aus der eigentlichen Mauer vorstehende Mauer-Stück (links im Bild)
und der eigentlichen Mauer ergab, welche den dritten Schenkel des Lennedreiecks
bildete. Vom Lennedreieck aus betrachtet befand sich direkt rechts in diesem
Winkel die Mauertür, durch die die Grepos Hasch nach Ostberlin
brachten. ( Foto: Grenztruppen DDR/MfS-Unterlagen von Wolfram
Hasch )
Nachdem Willmann und Hasch
in den bei der Maltätigkeit üblichen 10 bis 15 Metern Abstand
den Strich am Zaun gezogen hatten, erreichte Hasch als erster wieder den
Beton der Mauer, der nach ERnde des Lenne-Zauns von links abging. Willmann,
mit seinem Strichabschnitt fertig, schloß - an Hasch vorbeigehend-
auf und suchte sich vor ihm auf der noch unbestrichenen Mauer einen Startpunkt
für seinen weiteren Strichabschnitt, bald schloß Hasch an Willmanns
Startpunkt an , ging an ihm vorbei und suchte sich seinerseits einen Startpunkt
auf der noch un be-strich-enen Mauerfläche. Nun war er der
Vordermann der beiden
gerade tätigen Maler, Jürgen Onißeit holperte zu dieser
Zeit den Wagen über des Tiergartens Wege, sein Bruder lernte vermutlich
gerade Linksabbiegen und Frank Schuster saß in irgendeinem Wartezimmer.
Festnahmeort.Diffus sichtbar
ganz hinten zwischen Wald und Mauer das Branden-
burger Tor. Etwa in der
Bildmitte endet der Strich Wolfram Haschs durch seine Festnahme. Rechts
ausserhalb des Bildes befand sich während der Festnahme Frank
Willmann, der seinen Strichabschnitt noch nicht an Haschs Startpunkt angefügt
hatte,als die Festnahme erfolgte. Der Abstand zwischen Hasch und Willmann
im Moment des erfolgreichen Grepo-Zugriffsversuches betrug daher mindestens
die Länge, welche hier vom Strichende in der Bildmitte bis zum
rechten Bildrand sichtbar ist. (FotoCopyright Stefan Micheel)
"Wolfram" rief der einige
Meter von ihm entfernte Willmann, der möglicherweise durch die optische
Distanz und andere Perspektive zu der plötzlich präsenten
Gefahrenquelle diese von seinem linken Augenwinkel aus gesehen hatte. Vielleicht
hatte er auch gerade mit dem Pinsel neue Farbe aus dem Eimer aufgenommen
und so die optische Fixierung auf die Mauer unterbrochen. Denn akustisch
hatten die Grepos bis zu ihrem "Mitkommen!" kein leistes Geräusch
von sich hören lassen.
Als sich Hasch, die Augen
von dem durch ihn strichziehenden Pinsel abwendend sofort nach
rechts zu Willmann drehte, sah er nur noch eine weiße Gestalt (langer
hellgrauer Mantel) nach hinten in den Tiergarten verschwinden, drehte sich
daraufhin sofort in die andere Richtung, nach links um und gewahrte
drei bewaffnet, bewegungslos und entschlossen vor ihm stehende Grenzposten,
anhand deren Koppeln und Abzeichen er schnell erkannte, um wen es sich
handelte. "Mitkommen!"
Hasch erkannte sofort,
daß es aussichtslos war. Es waren nicht nur die 2,3 Sekunden zwischen
Willmanns "Wolfram !" und seinem Gewahrwerden der 3 Grepos, die ihm nun
fehlten, es waren auch die 7 oder 8 Meter, die Frank Willmann von der Gefahrenquelle
entfernt gewesen war, die Hasch fehlten.
Angesichts der Aussichtslosigkeit
der Situation erinnerte er sich sofort an die Aussagen der Westberliner
Polizei und ging wie sein Malkollege Frank Schuster davon aus, daß
er nach zwei Wochen wieder frei sein würde.
Die Grepos hatten ganz
offensichtlich im 2 Meter von der Mauer beginnernden Tiergarten-Sträucher-Dickichts
ihres 5- Meter-DDR-Bereiches gewartet, bis die Mauermaler kommen würden.
Es mußte so gewesen seoin, denn wären sie von rechts -vom Lennedreieck
gekommen, hätten sie zuerst auf Willmann getroffen, statt "Wolfram!"
hätte dann ein "Mitkommen!" die Stille durchbrochen und der Fluchtversuch
wäre begleitet gewesen von unüberhörbaren Zugriffsversuchen.
Da dieses Szenario nicht eintrat konnten sie völlig bewegungslos und
unaufgeregt hinter Hasch stzehen.
Von links, vom Brandenburger
Tor waren sie auch nicht gekommen, das Vergeblichkeitsrisiko war zu groß,
man hätte sie von dort herkommen sehen, während man
aus dem Eimer Farbe aufnahm oder während man auf seinen neuen Startpunkt
zuging.
Hier
3 Skizzen einfügen
BZ, 5.11.86. Sichtbar die bereits damals geöffneten Metallzaun
Zur Aufkärung der
damaligen Festnahmesituation hat Grepo Fittinger mit einigen Aussagen beigetragen.
So spricht er von "Wenn er (Hasch) versucht hätte abzuhauen, hätten
wir ihn flachgelegt". Wir waren froh, daß wir ohne Waffe auskamen"
"iEinen haben wir gekriegt, da ließen wir vom anderen ab"
Festnahme-Skizze DDR-Grepos.
Der Zipfel links im Bild stellt das Lenne-Dreieck dar. Rechts unten davon
der unterbrochene, sechseckige Kreis ist der Ostberliner Leipziger Platz
zu sehen, zwischen Lennedreieck und Leipziger Platz befindet sich die Berliner
Mauer. Oben am Bildrand der kleine Kreis mit dem Schrägstrich
markiert den Ort der Festnahme,, von wo aus Hasch den nach unten führenden
Strich entlang ins Lennedreieck abgeführt wurde. Das nachträglich
auf die Skizze eingezeichnete rote F markiert die Stelle, wo Hasch durchsucht,
fotografiert und anschließend durch eine Mauerür nach Ostberlin
in einen Wachturm auf dem Todesstreifen gebracht wurde.
Hasch wurde von den 3
Grenzposten ins Lennedreieck abgeführt, wo sich weitere Grenzposten
befanden. Während des Weges dorthin wurde er weder am Arm gepackt
noch schrie er seinen Namen, wie einen tag später in einer BZ-Schlagzeile
zu lesen war. Es machte keinen Sinn, denn die anderen mauermaler wußten
ja, wie er hieß. Im Lenndreieck wurde er fotografiert, gefilzt und
durch ein Mauertzürchen, auf dem "Eintritt hier" angesprüht war,
unter aggressivem Ton und Fußtritten in den Todestreifen kommandiert,
dort mußte er in einem Wachturm -weiter begleitet von verbaler Aggression,
mit dem Gesicht und den Händen zur Wand stehen.
Festnahme-Foto im Mauerwinkel des Lennedreieck von den Grepos gemacht.
Rechts außer-
halb des Bildes befand sich das Mauertürchen, durch die er in den
Mauerstreifenbereich ge-
bracht wurde. Hasch hier mit Maske, außerdem wurde er am gleichen
Ort auch ohne Maske
fotografiert. Der blasse weisse Strich oberhalb seines Kopfes sut nicht
der weisse Strich, son-
dern ein Kopie-Streifen. (Foto DDR-Grepo, MfS Unterlagen Wolfram Hasch)
Nach einigen Minuten wurde
er in einen Militärkleinbus kommandiert und in ein Grenzpostenhäuschen
auf dem Todesstreifen gebracht, wo er in einer Zelle auszuharren hatte,
bis er verhört wurde. Er erklärte, der Strich solle die Mauermalereien
durchstreichen, was ja im Grunde im Sinne der DDR war, welche die Malereien
immer für Schmiereien, Sachbeschädigung und Provokatione hielt.
Eine Abfrage seiner Person ergab, daß er etwa 2 Jahre zuvor noch
in der DDR
alspolit. Gefangener
in Haft saß. Damit war klar, daß es sich um eine Aktion gegen
die DDR handeln musste.( MfS und Grepo agieren nach denselben Mechanismen
wie westliche Journalisten, nur mit umgedrehter Wertung. Auch bei den Westjournalisten
war klar, daß es sich bei Ex-DDR-Oppositionellen nur um eine Aktion
gegen die DDR handeln konnte und im Unterschied zu Grepo und MfS
begrüßten sie sie natürlich.)
Hasch nannte 4 Falschnamen
und wuerde später wieder in die Zelle gebracht, aus der er weitere
Minuten später dann in einem PKw nach Ostberlin zur Stasivernehmung
gebracht wurde.
Am Abend der Vernehmung
teilte amn ihm mit, daß er verhaftet sei und gegen ihn ein RERmittlungsverfahren
wegen Grenzverletzung eingeleitet würde. Der auch bei DDR-Flucht verwendete
Paragraph sah je nach Schwere der "Tat" zwischen 1 und 8 Jahren Gefängnis
vor. Hasch war nun zum ersten Mal geschockt, brach kurzzeitig zusammen
und beschimpfte den Vernehmer, bis er schließlich in Tränen
ausbrach. Seine Westberliner Freundin war im 6.Monat schwanger, unabhängig
davon war die Aussicht auf möglicherwiese 5 Jahre Haft,zumal in der
DDR, ein Schock.
Hasch saß 2
Monate in Untersuchungshaft, wurde am ....januar schließlich zu 20
Monaten Haft verurteilt, Hinzu kam noch eine Restdtrafe von 18 Monaten,
die nach seiner DDR-Haft zur Bewährung ausgesetzt woren war zund die
nach seiner Übersiedlung nach Westberlin längst als nichtig
abgetan und vergessen hatte.
Unterdessen hatten die
bundesdeutschen Medien über Haschs Festnahme und spätere Verurteilung
berichtet. Die "BILD"-Zeitung und die Berliner "BZ" machten darsu einen
Aufmacher auf ihren Titelseiten, der Berliner Sender SFB, das heute-journal
des ZDF und die Nachrichtensendungen der ARD berichteten mit Bewegtbildbeiträgen.
Sich offenbar auf vermeintliche Augenzeugen berufend sprachen sie über
die Festnahme von gewalttsamer Überwältigung, die BZ titelete
ihre Schlagzeile dramatisierend mit der Lüge "Er schrie noch seinen
Namen", ohne den Nutzen einer solchen Namensmitteilung zu hinterfragen.
Auch der Sinn der Aktion wurde nahezu komplett umgewandelt. "AUf das Trenende
der Mauer" sollte angeblich hingewiesen und verdeutlicht werden, daß
es sich um eine Todesgrenze handelt. Als ehemalige DDR-Bürger wolle
man auf die Verhältnisse hiter der mauer hinweisen usw. Nicht ei
einziges Mal wurde auf die Absicht, die Westberliner Ghettosierungsituation
zu verdeutlichen hi geweisen und auch J.Onißeits anfängliche
Erklärung wurde nie gezeigt. Konnte man für diese Umdeutungen
insofern Verständnis haben, weil ein gewisser Poulismus für die
Sensibilisierung und Dolidarisierung notwendig war und zudem der kalte
Krieg der ideologischen Konfrointation geradezu sachzwanghaft mit stereotypen
Muster arbeitete, so begann die eigentliche mediale Tragödie erst
25 jahre später und konnte dabei auf die Deutungen, die die Medden
1986 generiert hatten, wie auf Selsbtverständlichkeiten
zurückgreifen.
Daß dies sogar
unter initialem Einfluss einer der damaligen Strichmaler geschah ist besonders
traurig.
Fakenews made in 1986. Schlagzeile
5.11.86 in der "BZ" des Springer-Verlages. An den in den Zeilen enthaltenen
Informationen stimmt nichts: Hasch schrie weder seinen Namen noch wurde
er e n t führt, sondern lediglich mit der Drohnung des im Falle
des Widerstandes erfolgenden Waffeneinsatzes a b -
g e führt. Da sich
Hasch im vor der Westseite der Berliner Mauer befindlichen noch zur DDR
gehörenden 5-Meterstreifen befand handelte es sich auch nicht um eine
Entführung, sondern um eine Festnahme mit anschließender Verbringung
zu den DDR-Vernehmungsbehörden der Grenztruppen und daraufhin des
MfS. Urheber der Schlagzeilen war entweder das antizipatorische Vorstellungs-vermögen
der "BZ" oder -bezüglich des Schreis- das der beiden als Informationsquelle
einzig infragekommenden Ohrenzeugen Willmann und J.Onißeit.
Ein Vierteljahrhundert später
drehte sich die 86er Version in eine andere, ebenfalls unwahrheitsgemäße
:
aus der unter Schrei stattgefundenen
Entführung mit Waffengewalt wurde nun das lautlose Sichabführen-
lassen Haschs ohne ernsthafte
Bedrohung.
Seine Haftzeit saß
Hasch in Bautzen II ab, neben Rummelsburg dem zweiten Gefängnis für
Bürger aus kapitalistischen Ländern, vornehmlich aus der BRD.
Im gegensatz zu Rummelburg war Bautzen II ein kleines Gefängnis
mit vglw wenig Insaseen, die aber jeweils sehr hohe Stafen abzusitzen hatten,
da sie meistenteils wegen Fluchthilfe und Spionage inhaftiert waren. Sie
saßen in bautzen II im obersten Stockwerk, in den 3 Stockwerken darunter
befanden sich DDR-Bürger mit ebenfalls hohen Strafen meist aus politischen
Gründen, wie z.B. der Kritiker des Sowjetsozialismus Rudolf Bahro,
der zu 8 Jahren verurteilt worden und nach enem Jahr freigekauft
worden war.
Außerdem gab es
auch Frauenabteilungen, ebenfalls unterteilt in Ost- und Westbelegschaft.
Bautzen II war kein für
seine Unerträglichkeit berüchtigtes Zuchthaus, offenbar wird
es oft mit dem sogenannten "Gelben Elend" einem weiteren Gefängnis
in Bautzen verwechselt, daß 6000 Personen faßte und in dem
ausschließlich DDR-Bürger inhaftiert waren. Gegen dessen Bedingungen
war Bautzen II wesentlich erträglicher, was auch daran lag, daß
die dort einsitzenden Inhaftierten, egal ob DDR- oder BRD-Bürger-
Verhandlungsmasse für die DDR waren. Sie wurden entweder gen DDR-Spione
ausgetauscht oder - wie z.B. in Bahros und Haschs Fall- freigekauft. Aufgrund
ihrer meist shr hohehHaftstrafen und dem Wert, e sie für die DDR hatten
sollte offenbar verhindert werden, daß sie durch zu unerträgliche
Bedingungen ihrem leben ein Ende machten.
Am
...Mai 1987 wurde Hasch von Bautzen zusammen mit den Fluchthelfern
T.Battke und "Ritschi" in einem Gefangenen-Kleinbus nach Ostberlin zu Rdchtsanwalts
Vogels Anwaltsbüro Link setzen gn und
von dort in einem
russischen Staatswagenmodell
(Moskwitsch) von einem von Vogels Mitarbeitern nach Westberlin zum
dortigen ASnwalt Neumann gefahren, der die Freilassungs- Verhandlungen
mit Vogels Anwasbüro geführt hatte.
Nachdem Hasch Näumanns
Büro verlassen hatte kaufte er sich ein zwei Büchsen Bier und
ging an den Ort seiner Verhaftung. Eine ausgetrunkende Büchsen warf
er über die Mauer und ging anschließend nach Kreuzberg zu seiner
Freundin.
Auch durch die Beschäftigung
mit seinem Sohn Anatol, der im Februar 87 geboren wurde und nach haschs
Freilasusung also gute 3 Monate alt war fand Hasch schnell ins freie
Leben zurück.
3 der Teilnehmer an der
Strichaktiongründeten im Herbst 87 eine Musikgruppe, zu der auch 2
andere Personen aus dem freundschaftlichen Umfeld von Hasch und Onißeits
gehörten, welche an der Strichaktion nicht teilnehmen wollten.
Die künstlerische
Aktivitäten der Strichakteure und ihrer freundschaftlichen Kontakte
setzten sich also später fort und vom Zerfall einer Künstlergruppe
kann keine Rede sein, allenfalls vom Wegfall von 2 Personen aus dem
freundschaftlichen Feld, aus dem sich im Herbst 86 5 Personen für
die Teilnahme an der Strich-Aktion gefunden hatten. Selbst wenn die Mauerstrich-maler
eine Künstlergruppe gebildet hätten und von vornherein alle außerhalb
dieser Gruppe für die Aktions-Teilnahme nicht vorgesehen hätten,
der Ausstieg von zwei von ihnen bei gleichzeitiger Fortsetzung von Aktivitäten
der Mehrheit der Gruppe kann nicht als Zerfall bezeichnet werden.
Medien 25 Jahre später
Damals: Hasch mit gezogenr waffe am Arm, keine Chance mhr, namen geschrien
usw" heute: ging einfach mit.Hute Hasch ging einfach mit
Ein Vierteljahrhundert
nach der Aktion beschloß Frank Willmann, angeregt
durch die Zusicherung
eines Arbeits-Stypendiums der Stiftrung für Aufarbeitung der SED-Diktatur,
zusammen mit seiner Lebensgefährtin Anne Hahn ein Buch über die
damaligen Ereignisse zu schreiben. Daß damit eine Welle der künstlich
erzeugten Sensationalisierung in Gang gesetzt wird war zum Zeitpunkt von
Willmanns ersten Absichts-Äußerungen (Herbst 2009) nicht vorauszusehen.
Monate später interviewte
Frank Willmann die damaligen Akteure und fertigte daraus Texte, die er
dann in seinem Buch als Interviews bezeichnete. Unzufrieden mit der Art
von Willmanns textlicher Aussagenverarbeitung schrieb Wolfram Hasch im
Sommer 2010 unter redigierender Begleitung von Hahn/Willmann einen nahezu
komplett neuen, ausführlichern Text über die damaligen Ereignisse
und seine Haftzeit. Haschs Stasi-Unterlagen, in denen das MfS die Grepo-Aktivitäten
und späteren Verhöre mit Hasch aufbewahrt hat wurden von den
Autoren eingesehen, einer der damaligen Grenzposten ausfindig gemacht und
interviewt. Anne Hahn lenkte mit einem für die Dokumentation der Strich-Aktion
irrelevanten Text über die Weimarer Subkultur der frühen 80er
Jahre die Lesart in Richtung der gewünschten DDR-Aufarbeitung mit
all den sattsam bekannten Stereotypen. ( Teilweise werden biographische
Hintergründe ohne entsprechende Recherche konstruiert und mitunter
sogar frei erfunden dem gewünschten Clischee angepasst.) Statt
frei von den üblichen DDR-Aufarbeitungsstereotypen eine vielschichtige
und offensiv brüchige Geschichte über eine Aktion an der Berliner
Mauer zu erzählen wurde Geschichte geschrieben. Identifizierbar und
an einer biographischen Kontinuität orientiert, bei der die von den
Lebensumständen erzeugten Brüche, Schmerzen und Veränderungen
immer nur negativ bewertet werden.
Es nimmt daher auch nicht
wunder, wenn in dieser Käseglocke eines angenommenen Idealität
schnell die Vermutung der Verdrängung aus Traumatisierung oder Täterverheimlichung
aufkommt, wenn eine Person sich der Teilnahme an solchen Projekten
verweigert, weil sie nicht bereit ist, sich solchem totalitären Muster
zu unterwerfen.
Das Ereignis des Mauerstrichs
wurde bis heute nicht aufgearbeitet, sondern in das Projekt Aufarbeitung
eingearbeitet. Doch kaum jemand bemerkte es. Die einen waren ganz benebelt
von der Aufmerksamkeit , die ihnen zuteil wurde, die anderen wußten
es ja nicht anders, die dritten auch nicht, genossen aber nichts
desto trotz das neue, von den Autoren üppig gewürzte und zum
Mehr- und Besserwissen angebotenen Menü auf der Speisekarte der Aufarbeiter-
Garküche.
Seinerzeit völlig
unbedeutende Kleinigkeiten wurden aufgebauscht. Stumpsinnige mit tausendmal
gehörten Stereotypen angefüllte Statements wurden gegeben, die
Hintergrundbeleuchtung der Situation des damaligen Westberlins und der
Motive zahlreicher Mauermaler völlig ausgeklammert. Diese wurden schlichtweg
nur als die nützlichen Idioten des SED-Regimes betrachtet.
Das wenige, was an der
Aktion tatsächlich so etwas wie Kunst, freier Geist war verschwand
zugunsten der Geistlosigkeit einer realpolitisch affektierten Intelligenz,
die sich ganz der Popularisierung verschreibt. ( Freigeist ist dort bloß
ein schönes Etikett, daß zudem auch noch besser klingt, wenn
man ihr eine verknöcherte sowjetkommunistische Bürokratie gegenüberstellt))
Da in diesem Aufarbeitungs-Pop Jürgen Onißeits sperrig und unfein
artikulierte, zudem inhaltlich wenig popularisierbare Aktionserklärung
nicht hineinpasste wurde sie nicht dokumentiert.
Nach Buch, von den Buchautoren
kuratierter Wanderausstellung, zahlreichen Interviews, Artikeln,
Fernseh- und Radiobeiträgen wurde schließlich auch noch ein
Film gedreht. Er erschien 2014 unter dem den
Inhalt unzutreffend bezeichnenden Titel "Striche ziehen" in ostdeutschen
Kinos und thematisiert kaum die Strich-Aktion, dafür vor allem den
Konflikt der Brüder Onißeits bezüglich der 2010 im Rahmen
der für Hahn/Willmanns Buch erfolgten MfS-Unterlageneinsicht bekannt
gewordenen früheren Tätigkeit Jürgens für das Ministerium
für Staatssicherheit. Thomas, der in der DDR im Gefängnis gesessen
hatte beschuldigt Jürgen des Bruderverrats. Ungeschnitten zeigt
der Film gegen Ende minutenlang die Dispute der beiden. (Warum die beiden
überhaupt erst vor der Kamera den Versuch einer Aussprache machten
und sich nicht bereits der familiären Subtilität der Angelegenheit
wegen vorher aussprachen wird durch die mediale Eitelkeit beantwortet)
Überhaupt ist es
ein Film eher über das Ministerium für Staatsssicherheit und
nie über den Strich. Grenzposten Fittinger spricht ausführlich,
die Versuche, einen ehemaligen Weimarer MfS-Mitarbeiter ( der mit der Strich-Aktion
überhaupt nichts zu tun hat), zu interviewen werden gezeigt,
Jürgen O.erzählt von seiner Einlassung mit dem MfS, Wilmann schlägt
gegen die Tür eines MfS-Vernehmerzimmers, eine Frau aus dem Freundeskreis
der Strich-Protagonisten erzählt über dias MfS usw usf.
Man vermißt erneut
eine Beleuchtung des Westberlins der 80er Jahre, dem Aufkommen der Wandparolen
bei den Hausbesetzern und den Graffitis in den Ghettos, Reaktionen von
Mauermalern auf das Durchstreichen ihrer Maleteien. Stattddessen setzt
sich die bereits seit 2010 betriebene, deplazierte Focussierung der Motive
der Strichaktion auf die biographischen und regionalen Vergangenheitshintergründe
fort. Es ist mit umgekehrten Vorzeichen dieselbe Identifikations- und Zuordnungsmethode,
welche das MfS
bei der Einordnung von
Handlungen vorgenommen hat
Immerhin taucht in "Striche
ziehen" plötzlich die Mauereklärung Jürgen Onißeits
wieder auf, allerdings auf eine alibihaft inszenierte Weise. Zum einen
ist sie in rudimentärer, da abgeschnittener und verzerrter Form
auf dem Filmfleier ansatzweise zu sehen, zum anderen wird Jürgen Onißeit
gebeten, sie -gewissermasßen als seine bloß private Meinung
zur Aktion- vorzulesen.
Streit um Fotorechte
Im Zuge des Films kommt
es schließlich zu einem Gerichtsstreit, da Filmemacher Kroske die
1986 von der hinzugestoßenen Fotografin gemachten Bilder in seinem
Film verwendete. Von MDR dazu angehalten, die Fotorechte zu klären
taucht eine tages eine seiner Mitarbeiterinnen bei der Fotografin auf und
bittet um Genehmingung zur Veröffentlichung der Fotos. Doch die Fotografin
verweigert die Genehmigung. Kroske hatte die Fotos jedoch bereits in den
Film eingearbeitet und sogar schon erste Vorführungstermine für
sein Werk und war daher nicht willens, die Entscheidung zu akzeptieren.
Zawr stellte er bald
eine Version he, in der die Fotos nicht mehr auftauchen, aber bis zu dessen
Fertigstellung ließ er winfach die von den Fotos unbereinigten Filme
zeigen. Die Fotografin schaltete einen Anwalt ein.
Nun ist Kroskes Verwendung
der Fotos nicht die erste gewesen. Zuvor hatte sie Willmann in Buch und
Wanderausstellung verwendet, in Fernsehabeiträgen nach siner Buchveröffentlichung
wurden sie gezeigt. Bei Vorträgen an der Humboldtuniversität
(2009) wurden sie zur Illustrierung verwendet.
Auch in einem jugenbiographischen
Buch Thomas Onißeits und einem von Ralph Gründer herausgegegben
Band über Mauerkunst, für das W.Hasch Auskunft erteilt und einige
Fotos geliehen hatte waren ein paar von ihnen erschienen. Da die Fotos
bereits in einer 1986 nach seiner Verhaftung herausgegebenen Dokumentation
ohne Nennung der Urheberin erschienen waren ging Hasch davon aus, daß
es kein Problem sei.
Schriever bekam Kenntnis
von den beiden Publikationen, aber störte sich weniger an diesen innerhalb
übergreifender Themen erfolgten Nutzungen ihrer Fotos als vielmer
an den seit Hahn/Willmanns Buch einsetzenden massiven Verwendungen ihrer
Bilder innerhalb der medialen
Mobilmachung der Strich-Ereignisse
via Buch, Wanderausstellung, Fernsehen und Film, in denen die Bilder
nicht nur häufig, sondern auch inenrhalb einer zentralen Thematsierung
der strcihaktion verwendet wurden. Hinzu kam bei Gerd Kroske nicht nur
der Fakt der unangefragten Fotonutzung,sondern die Tatsache, daß
er zwar gefragt, aber dann die Entscheidung ignoriert hatte.
Schließlich kam
es am zur Anhörung der 5 Mauerstrich-Maler
vor dem Berliner Gericht in...
Es ging darum, welche
Vereinbarungen über die Fotorechtenutzung damals, 1986 getroffen worden
waren. Wenn es , wie Willmann in dem von der Fotografin zuvor gegen ihn
geführten Prozess behauptet wurde, eine vollständige Übertretung
der Bildrechte an die Mauermaler gegeben hätte. dann würde die
Fotografin den Prozess verlieren. Es fragt sich jedoch, wenn es eine solche
Rechteübertretung gegeben hat, warum die Fotogrfin dann das Risiko
eingeht, den vonihr angestrengten Prozess zu verlieren.
Selbstverständlich
hatte es eine solche Vereinbarung nicht gegeben. Wenn man die damalige
Situation rekapituliert hätte eine solche Vereinbarung überhaupt
nicht zu der Haltung gepasst, von welcher die Akteure seinerzeit geprägt
waren. Natürlich hatten sie selbst, bevor die Fotografin hinzustieß,
Fotos gemacht, aber nie daran gedacht, diese innerhalb von aufarbeitungsfinazierten
wanderaustellungen und Büchern zu veröffentlichen. Es hätte
auch niemanden weiter interessiert. Erst durch haschs Verhaftung wurde
die Aktion erst zu dem medial ausbeutabren Spektakel, aber dieses
bleib vergleichsweise mit 2010 damals noch im rahmen. Aich gaben
die Mauermaler damals ihre iegnen Fotos noicht an die Meiden weiter.
Während der Zeugenanhörung
kon te nur Hach sich nicht an eine solche Vereinabrung erinnern. Er wurde
dafür von Kroske und Willmann als gekaufter Zeuge bezeichnet, wobei
ddas Honrrar für seine Aussage angeblich in der Nichtverfolgung von
Recjhtsansprüchen der fotografin gegen ihn bestand. Dabei fragte sich
niemand, warum die Fotografin Thomas Onißeits Fotoveröffentlchungen
ebenfalls nicht verfolgte und das, obwohl er im gegensatz zu Hasch sogar
Autor der Publikation war, in der die Fotos erschienen waren, während
Hasch bloß Materialgeber war und n immer Autor und Verlag für
die Klärung von Urheberrechten verwendeten Materials sind.
Aber das wollte niemand
wahrhaben, statdessen versuchte man über Korrumptionsvorwürfe
die entstandene Sachlage zu erklären und behauptete allen Ernstes
, daß das Gewicht einer differerierenden zeugenaussage im Vergleich
zu vier anderen so groß ist, daß sie prozessentscheidend ist,
obwohl es sich dabei nichteinmal um eine explizite Gegenaussage handelt,
sondern darum, eine bestimmte Sachlage durch sentsprechende Erinenrungen
nicht bestätigen zu können.
Kroske verlor den Prozess.
Wenn man sich vergewärtigt,
daß die Mauermaler ohne das Auftauchen der Fotografin einfach weiter
wie bsiher selbst fotografiert hätten und damit später
ohne jegliche Komplikationen auf ihre eigenen Bilder hätten zurückgreifen
können so ist es letztlich dumm gelaufen und bedauerlich.
Doch im Grunde wäre
angesichts der jüngeren medialen Auswüchse die Vergung über
eine Vielzahl eigener Bilder die grössere Tragödie.
Denn der wahre Gründ
für den Streit wegen der Fotorechte ist der, daß sich
auf diese Weise die Vergangenheit der damaligen Ereignisse an ihrem Mißbrauch
durch die aktuellen Ansprüche der Gegenwart gerächt hat. Denn
nur wegen dieses frappanten Mißbrauchs, der gerade denen auffiel,
die nicht im Fahrwasser der medialen Mobilmachung und spektakelgetriebenen
"Aufarbeitung" den Blick für das, was damals und wie es geschehen
ist, verloren haben, ist die Fotografin überhaupt erst gegen die Verwendung
der von ihr gemachten Fotos vorgegangen.
(Die derealsierenden
Malereien der medialen "Aufarbeitungen"/Mobilmachungen konnten zwar
nicht durchgestrichen werden, aber sie haben einen Dämpfer erhalten.
Die Re-Realisierung hat zurückgeschlagen !)
Link zu Onnes Brief an
Kroske, und zu Anhörung und zu Gerichtseinladung und z uT.O.s Mail
Link zu divesen
Dokunmenetn: gerichtsprookolle, Onißeits schrieb an Kroske, Tomas
Mail an mich, Gerichtsschreiben
eigentlich schade, hätten
wir lieber unsere Fotos weitergemacht.
Abr es ist die Rache
der vergangenheit an der sie mißbrauchenden gegenwart. Und ohne diese
Aufbauschung wäre schriever gar nicht so strikt gewsen.
wil lseit 2010
noch scgreiben
Mauerbau Jalta
Westberlin 80er Jahre
Die Medien 2010
Willmannbuvh
Striche ziehen
Fotorechtesereit
ReRealisierung ohne moralische
Werung, aber als Reflexion
Festnahme, Vernehmung
Hohenschönshausen,
Prozess, Bautzen
Medien 86, 2010
Fotorechtestreit
Klarstellungen:
1, keine Künstlergruppe (deshalb sprich T.o immer nur von Mauerstrihgruppe)
2, Abiturleichen
3, Aktion nicht nur für ex.ddrler
4, aktion berliner ghetto-markierung, niccht dt.teilung, unrecht ost
usw
5, "VERMÄCHTNIS2 DER AKTION ist nicht strich an grenzmazuern,
sondern Re-Realisieruzng, Bloßstellug von zugedeckten Scahverhalten
6, ich Psychiatrie
7, Verhaftung in 2 Skizzen: 1. Woillmann neben mir Grepos in Lennedreick
und
Gebüsch malen
2, Konstellation bei Mitkommen
3, Zu lenneddreieck
8, Zum zeitpinkt von Willmanns ausriseantrag war weder jemand seiner
freunde verurteilt noch waren andere gebrochen ausdem knast gekommen.
Es warebn bis dato lediglich überhaupt 2 seiner freunde aus dem knast
gekommne, ungebrochen
9, Von den Mauerlmalern ist niemand abgeschoben worden, alle hatten
aufgrund (der erschwerenden Lebensbedingungen) Ausreiseanträge getsdtellt.
10, Von den Mauermalern saßen 3 in de DDR im gefängnis:
J.Onisseit wegen WEhdienstveweigerung 24 Monate, (nach etwa 8 Monaten
vorzeiti g entlassen), T.Onißeit wegen Parolensprüherei 5 Monate
in Untersuchungshaft des Mfs, W.hasch wegen Flugblättern mit Wahlboykottaufruf
und Veröffentlihung in taz 30 Monate, nach 12 in BRD entlassen
11, SFE ware nicht pro mauer und pro DDR, lediglich ein kleiner, extrem
anrtiimperialistisch eingestellter Teil negrüßte daie
Mauer als antiimp. Bollwerk
SFLer hatten Kontakt zur linksalternativen DDR-Opp, auch nach Weimar
12, An dem Film Striche ziehen, dessen Titel dm Filminhalt nicht entspricht
un eher "Bruderverrat" oder "Weimars Subkultur der frühen 80er jahre"
heissen müsste,
hat Wolfram hasch von vornherein seine Teilnahme verweigert, wurde
nach 2 Jahren der Blockade von Kroske anmassend in das filmprojekt integriert,
wobei Kroske ein Anebot der Material
Dokumente: Stasiunterlagen: Gerichtsurteil, Festnahme und Bilder von
Stasi
Gip-Apothekenrolle fotografieren, mich an Mauer mit strichjacke und
maseke fotografieren. Strich auf Boden malen, Flyer porntiefe tür,
skulpturbild von mir, text von mir, holzschnitt und text onisseit. Heylerbild
willmann in Naziuniform
Film Stricheziehen null beleuchtung westberliner situation 80er, graffitentstheung
berliner mauer, graffiti in ghettos, fragen von Muermalern, deren bilder
durchgestrichen wurden. nix
angeblich zog ich nach rumeiern gegen ende zurück
Wenn er sagt"Deine aktion" (Pumpe) so sag ich nicht, "Welche meiner
aktionen denn" um zu fetzen, wieviel aktionen ich m
Onisseits freunde waren wiederum untereinander teilweise befreundet,
kannten sich mindestens
Für die aktion unbedeutend, ob jemand künstler war. hauptsache
er macht moit
achte, sondern weil ich einige andere machte und keinen bock habe, in
der sumpfigen selbstverständlichkeit dieser Idioten mitzuschwimmen,
die festlegen, was sie von jedem lancieren und der das dann sumpfmässig
so mitmact. völlig debil
daß nicht ein einziges meiner filmverweigerungsgründen uund
auch das vorgen, mich einfach in den film zu integrieren nicht irgendwoe
mal erwähnt wurde, stattdessen nur trauma psychotik, obwohl ich mich
ja vorher anderen zur verfügunggestellt hatte, das beweist
den ganzen totalitarismus dieser leute
Datei "Gedabken zur Strichwebseite" öffnen und gucke, was da noch
steht.
seltsam: es gab angeblich die Künstlergruppe,aber wolfram war erst
snach haft künstler. also dann als die künstlergruppe, der er
angeblich angehörte
seltsam, noch nach dem angebichen gruppenzerfall machen sie zusammen
kunstperformanceähnliche fotos
im Grunde tragisch: wir hätten die bilder asuch selbst machen können,
dann hätten wir nicht den stress mit schriever (mglw ist sie jetzt
wütend, daß wir damaligen Unbekannten nun bekannt undd sie will
dies nicht mnoch fördern). Wir ließen sie damals machen, weil
so mußten wirs nicht machen, aber es wäre kein grosses ding
gewesen, es zu machen.
Trotzdem ist der tiefer sinn von Schrievers stress ein anderer: es
ist die Vergangenheit, doe sich an der geegnwart für deren anmassendes
vorgehen rächt, die vergangenheit nach Gegenwarts-bedürfnissen
umzumodeln
Zitat breyer p.o Information
Gästebuch googeln
Grepos, ach ex-ddr-bürger,
dann bleibt er hier.
selbes stigma bei aufarbeitern,
nur da als positives stigma: ah, ex-ddr, dann mauertrsich gegen ddr.
das ist das ende der
freiheit
micheel fragen weiters Bild, dort wo Willmans Strich endet
Medien-Links Micheels Website, evtl Spiegel, evtl Tageschau, evtl ZDF,
evtl mein Interview für RIAS
Verweis darunter: die übrigen Medienbeitraäge können
aufgrund z.T. unwahrer, verzerrter, clischeehafter,aufarbeitungs-stereotyper,
themaverfehlender historisierender und/oder popularistischer/aufarbeitungstendenzöser
Darstellungen nicht weiterempfohlen werden.
Stricheziehen null Recherche
Berlinsituation 80er, Garffitigeschichte Mauer, Mauerkünstler interviewen,
denenn das durchgestrichen wurde . Nix. Satddesen Stasi, Palästina-Strich
als angebl Vermächtnis, Weimar-Milei usw.
Man merkt den Totalitarismus: nicht eines
meiner gründe gelangte zu den zuschauern des strichefilms, auch
nicht, daß ich von vornherein absagte.
wenn ich kroske absage liegts angeblich
am Trauma und vergangenheitsflucht, dabei hatte ich genug anderen
auskunf t zu Strich und Haft gegegben, wie soll ich da trauma haben. kroske
geht nur von sich aus.
einarbeitung nicht aufarbeitung
Zelten
Nächsten Tag Lennedreieck
Onne fragen wer die Fotos gemacht hat, da ich eins verwende
Verhafungssituation
Vorwurf Grenzverletzung,
Grenzversvhiebung
Hohenschönhausen,
Prozess, Bautzen, Entlassung
Zu Prozess Zitate aus
meinem Text i Willmannbuch
Medien 86
Medien 2010-15
Fotorechtestreit
Beginn ...noch selbst
Fotos, gemacht
Leuschnerdamm Plozei
Schriever kommt datz
Checkpoint
Übernachten
nächsten Tag Lenne-Dreieck
Verhaftung
Gästebuch anlegen. Check bei Google nach Gästebuch
Die ganze OnneStasi-Geschichte und weimar Umfeld werden auf dieser Website
wenig berücksichtigt, da sie mit der Aktion wenig zu tun hatten und
nur um der
beabsichtigen Identitäts-Zuweisungen politisch- biographischen
und regionalen Kontinuitäten und Sinn-Vernindungen hinzugefügt
wurden.
Unwillig, biographische, geistige und Identitätsbrüche als
Türöffner und positive Impulsgeber des individuellen Lebens zu
betrachten knüpft die "Aufarbeitung" rote Fäden, an denen sie
alles miteinander sinnnahft verbinden und Identifikationern herstellen
kann
Medien 1986
Haft (nur kurz beschreiben)
ni trennung mauerstrichgruppe
3 davon machtnb bei musik mit
Medien 2010
Fotorechte-Streit
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